Die Dualität von Licht und Schatten

Mehr als nur Schwarz und Weiß
Oftmals haben wir Menschen gelernt, Gefühle und Emotionen nicht einfach nur zuzulassen und zu erleben. Stattdessen speichern wir sie wie in einem inneren Archiv ab, verknüpft mit bestimmten Erfahrungen und Situationen. Diese gespeicherten Emotionen entwickeln sich zu einer Art Alarmsystem, das aufleuchtet, sobald im gegenwärtigen Leben ähnliche Muster auftauchen. Dabei geht es nicht um eine simple Unterscheidung zwischen Gut und Böse, Hell und Dunkel. Beide Seiten unseres Erlebens nutzen dasselbe grundlegende Prinzip. Wir haben nicht gelernt, das Gefühl an sich zu lieben, sondern vielmehr die äußere Situation, die dieses Gefühl hervorruft – sei es das Gefühl von Macht, von Liebe oder einfach nur die Anerkennung im Außen. Doch im Kern ist es immer dasselbe: Wir lieben das Gefühl, das durch die jeweilige Situation in uns entsteht.
Ganz ähnlich verhält es sich mit der sogenannten Schattenarbeit. Auch hier zeigt sich ein Widerstand gegen das reine Gefühl, eine Ablehnung bestimmter eigener Anteile, weil sie uns unliebsam erscheinen. Durch innere Entschlüsse wie „Das will ich nie wieder erleben!“, entstehen Meinungen, Ablehnungen und sogar tiefe Verletzungen, die sich in unserem emotionalen Gedächtnis festsetzen wie Karteikarteneinträge. Daraus entwickeln sich unbewusst Verhaltensmuster: „Wenn ich mich so verhalte, werde ich vielleicht geliebt, bejubelt oder verehrt.“ Hierbei geht es weniger um das konkrete Ergebnis, sondern vielmehr um das Gefühl, das dadurch in uns ausgelöst wird – und dieses Gefühl ist es, das unser Verhalten maßgeblich prägt.
Auf der sogenannten „negativen“ Seite geschieht ein ähnlicher Prozess, nur dass hier eine Abwertung dessen stattfindet, was bereits erlebt wurde. So füllen wir unseren inneren Speicher mit Erlebnissen und Erfahrungen, die mit dem ursprünglich erfahrenen, unangenehmen Gefühl in Verbindung stehen. Und genau dieses Konstrukt kann uns unfrei machen. Wir beginnen zu glauben, dass bestimmte äußere Umstände notwendig sind, damit wir uns gut fühlen, um eben jenes vertraute Gefühl wieder zu erleben. Man könnte fast sagen, wir gleichen kleinen Kindern, die ihren geliebten Lutscher zurückhaben wollen, so unbequem diese Wahrheit auch sein mag.
Der Schlüssel zur Heilung, insbesondere in der Traumaarbeit, liegt darin, unsere Gefühle von den damit verbundenen Erfahrungen und Erinnerungen zu entkoppeln. Solange wir Gefühle untrennbar an bestimmte Situationen binden, erschaffen wir in unserem Inneren energetische Räume, die wie Speicher in unseren Zellen wirken und oft den Beginn von Krankheit oder negativen Erfahrungen darstellen. Gleichzeitig beeinflussen diese tief verwurzelten Muster, diese Archetypen, auch unsere Gedanken – die ursprüngliche Form der Energie, die wir in die Welt aussenden.